Zusammenführung der Institutionen IFES IPES und ZEM CES

Die Grundlagen für die Zusammenarbeit sind gelegt. Ab dem 1. Januar 2022 ist das IFES IPES und sein Leistungsangebot ins ZEM CES integriert. Das IFES IPES ist das Institut für Externe Schulevaluation auf der Sekundarstufe II. Unter dem Namen ZEM CES leisten wir gemeinsam wirksame Beiträge zur Qualitätsentwicklung der Sek. II leisten. Wir freuen uns über diese zusätzliche Perspektive, das erweiterte Handlungsfeld und über die neuen Kolleginnen und Kollegen.
 

Was wird dieses neue ZEM CES den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Sekundarstufe II bieten?
Lesen Sie, was Mitarbeitende beider Institutionen dazu zu sagen haben und was sie in den intensiven Vorbereitungen zur Zusammenführung beschäftigt hat.

Interview mit Nathalie Lacôte, Sachbearbeiterin beim ZEM CES

Interview: Marcel Santschi

Nathalie Lacôte

Nathalie Lacôte, du unterstützt seit bald 15 Jahren bei IFES IPES und nun beim ZEM CES Evaluationsteams und begleitest und lektorierst die Evaluationsberichte intensiv. Was sind gute Bedingungen für Teamarbeit?

Neben der Fachkompetenz spielt für mich die Menschlichkeit eine wichtige Rolle. Eine gute offene Kommunikationskultur, ein respektvoller Umgang und gegenseitige Unterstützung, ein angenehmes und zugleich sehr produktives Arbeitsklima sind wichtige Voraussetzungen für gute Teamarbeit. Gute Teamarbeit hat für mich auch etwas mit Offenheit, Neugier und Begeisterung zu tun – gemeinsam für ein Ziel unterwegs sein. Dafür muss es gemeinsame Ziele und Aufgaben geben, die uns verbinden. Zusammenhalt und Identifikation sind Faktoren, die gute Teamarbeit fördern. Wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, kann ein Team aus einzelnen zufriedenen und motivierten Menschen gute Leistungen erbringen. Dann setzen wir uns engagiert für die Sache ein.

Was sind die Herausforderungen in deiner Aufgabe und sind diese von der Zusammenführung tangiert?

Die Evaluationen und die Standardisierten Befragungen sind derzeit meine zwei Haupt-Tätigkeitsfelder. Ich sehe mich hier in einer Drehscheibenfunktion, ich bin sowohl Ansprechpartnerin für die Schulen und kantonalen Kontaktpersonen als auch für die Mitglieder der Evaluationsteams und internen Mitarbeitenden. Ziel ist, mit den Evaluationen und Standardisierten Befragungen einen hohen Nutzen für die Schulen und Kantone zu erreichen. Damit ein Evaluationsteam wirkungsvoll arbeiten kann, möchte ich den gesamten Prozess bestmöglich unterstützen. Das bedeutet für mich gute Organisation, Mitdenken, genaues und effizientes Arbeiten. Mit der Zusammenführung des ZEM CES und des IFES IPES sehe ich viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Produkte und Prozesse. Zwei Teams mit spannenden Menschen mit viel Know-how und Erfahrungen kommen zusammen. Das ist eine riesige Bereicherung. Ich freue mich auf den Austausch und auf all das Neue, das auf den unterschiedlichen Ebenen entstehen wird.

Gibt es Chancen oder auch Herausforderungen darin, dass die Evaluationen künftig vom ZEM CES angeboten werden?

Ich denke, es geht darum, dass wir uns gegenseitig stärken, Synergien nutzen, Know-how und Erfahrungen austauschen. Wir werden breiter aufgestellt sein und dadurch flexibler werden, weil mehr Menschen zusammenarbeiten. Darin liegt eine grosse Chance. Wichtig wird sein, dass wir unsere Stärken würdigen und weiterentwickeln und auch bei den Schwächen nicht wegschauen. Unser gemeinsames Ziel sollte sein, in Bewegung zu bleiben, aus Fehlern und von anderen zu lernen. Darin liegt ebenfalls eine grosse Chance, wenngleich es auch Mut braucht. Voraussetzung ist eine gesunde Feedback-Kultur. Wir vom ZEM CES wollen zukunftsfähig sein, damit ist der erste Schritt schon gemacht. 

Was ist dir bei der Integration der Leistungen von IFES IPES ins ZEM CES persönlich wichtig?

Aus meiner Sicht ist es wichtig, eine gute Balance zwischen Erneuern, Verändern und Bewahren zu halten. Stabilität muss gewährleistet bleiben, dies sowohl intern wie extern. Oberste Priorität hat für mich, dass wir weiterhin verlässlicher und kompetenter Partner sind für die Personen und Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten, namentlich für die Schulleiterinnen und Schulleiter, die Amtsleitungen der Kantone sowie die externen Evaluationsfachpersonen.Zudem ist es meines Erachtens wichtig, sich Zeit zu lassen, kleine Schritte zu machen, die Integration zu «üben», ein «Wir-Gefühl» zu stärken und darauf zu achten, dass wir alle mitnehmen, dass alle im Boot sind. Klar ist, dass wir dabei alle laufend dazulernen werden, wie diese Integration gehen kann. Wichtig ist, dass wir dazu in echtem, respektvollem Austausch stehen.

Interview mit Simone Ambord, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim ZEM CES

Interview: Marcel Santschi

Simone Ambord

Simone Ambord, du bist seit Anfang Jahr 2021 beim ZEM CES und verantwortlich für die Themen Gemeinsames Prüfen und Nachteilsausgleich. Du bist Spezialistin für quantitative Erhebungsinstrumente. Zu deinem Thema Gemeinsames Prüfen hast du gleich einmal eine schweizweite Umfrage durchgeführt. Machst du nächstes Jahr Schul-Evaluationen und Befragungen?

Die Wahrscheinlichkeit ist eher gross, dass ich mit meiner bisherigen Berufserfahrung auch in meiner Tätigkeit beim ZEM CES weitere Befragungen durchführen werde. Ich finde Befragungen sehr spannend! Auf diese Weise kann ein Themenfeld breit erforscht werden. Einerseits werden aufgrund der erhobenen Daten Wissenslücken identifiziert, die anschliessend vertieft analysiert werden können. Andererseits bestehen bereits konkrete Fragestellungen aus der Praxis, die mittels Befragungen beantwortet werden können. Genau hier sind die Synergien von IFES IPES und ZEM CES sehr wertvoll.

Was macht eine gute Befragung aus?

Ich würde die Frage anders formulieren. Der Begriff «gut» suggeriert bereits eine Wertung. Mein Verständnis bzw. mein Zugang bei der Konzipierung und Durchführung von Befragungen ist wissenschaftlich geprägt, weshalb ich mir eher die Frage stelle, wie gelingt bzw. was macht eine qualitativ hochstehende Befragung aus. Um eine qualitativ hochstehende Befragung durchzuführen, ist es wichtig, als erstes das Ziel der Befragung (oder den Auftrag) zu definieren bzw. den Auftrag genau zu klären. Wenn dies zu Beginn der Befragung nicht klar ist, wird es für die anschliessende Ausarbeitung der Befragung schwierig. Das ist, als würde man in einem Orientierungslauf ohne Landkarte und/oder Kompass durch den Wald rennen. Erst dann werden Fragestellungen und Hypothesen abgeleitet. Diese können einerseits bereits sehr konkret aus der Praxis entstehen oder aus der Theorie bzw. aus bisherigen Forschungsergebnissen. Je nach Fragestellungen und Hypothesen zeigt sich, welche Methode zur Beantwortung der Fragen gewählt wird. Um eine Standortbestimmung zum Gemeinsamen Prüfen in der Schweiz durchzuführen, eignet sich eine quantitative Vorgehensweise. Ist hingegen das Ziel, Prozesse und Dynamiken in einer einzelnen Schule zu analysieren, ist ein qualitatives Vorgehen sinnvoller. Der wohl wichtigste und spannendste Schritt ist die anschliessende Interpretation bzw. die Diskussion der Ergebnisse. In diesem Schritt werden Erklärungsansätze definiert für die Ergebnisse. Ich finde es dabei immer sehr spannend, die verschiedenen Erklärungsansätze anzudenken, denn meistens gibt es nicht nur eine Erklärung oder einen Ansatz. Im Idealfall werden Implikationen für die Praxis formuliert. Dies ist für mich ein zentraler Schritt, da hier die Schnittstelle mit der Praxis stattfindet. Spätestens an dieser Stelle sollten Partnerinnen und Partner aus der Praxis und Fachpersonen einbezogen werden, um im Austausch entsprechende Handlungsmöglichkeiten zu diskutieren.

Was sind die Herausforderungen in deinen Themen Gemeinsames Prüfen und Nachteilsausgleich und sind diese von der Zusammenführung tangiert?

Als ich mich in das Thema Gemeinsames Prüfen eingearbeitet habe, merkte ich rasch, dass dies ein Thema ist, dass viel Fingerspitzengefühl benötigt. Das Thema wird auf verschiedenen Ebenen diskutiert und praktiziert. Eine allgemein gültige Definition vom Gemeinsamen Prüfen existiert bisher aber nicht, was Spielraum für Interpretationen und Unsicherheiten zulässt. Eine Herausforderung bestand bzw. besteht sicherlich darin, auf diese Unsicherheiten einzugehen. Mit den Ergebnissen der schweizweiten Befragung zum Gemeinsamen Prüfen, die das ZEM CES im Auftrag der SMAK durchführt, wird erstmals eine Standortbestimmung des Gemeinsamen Prüfens ermöglicht. Als Soziologin finde ich das Thema Nachteilsausgleich sehr spannend. Der Nachteilsausgleich ist eine Massnahme, die die Chancengerechtigkeit zwischen Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigung und ohne Beeinträchtigung sicherstellt. Am ZEM CES liegt der Fokus beim Nachteilsausgleich auf der Umsetzung des Nachteilsausgleich in Gymnasien. Mein Ziel ist es, dieses Thema auf unterschiedlichen Ebenen zu erweitern. So möchte ich das Thema Nachteilsausgleich öffnen und in das Themenfeld Inklusion einbetten. Zudem möchte ich die Sensibilisierung dieses Thema auf der gesamten Sekundarstufe II fördern. Der Nachteilsausgleich ist von der Zusammenführung von IFES IPES und ZEM CES aus meiner Sicht insofern betroffen, als dass aggregierte Erkenntnisse aus Schulevaluationen auch dieses Thema bereichern können.

Was ist dir bei der Integration der Leistungen von IFES IPES ins ZEM CES persönlich wichtig?

Reorganisationen bzw.  Umstrukturierungen bedeuten immer Veränderungen. Ich persönlich mag Veränderungen, da Veränderungen Platz für neue Dynamiken ermöglichen. Veränderungen setzen aber auch eine gewisse Offenheit bei den betroffenen Personen voraus. Ich nehme diese Offenheit sowohl im IFES IPES als auch bei uns am ZEM CES wahr und freue mich auf die Zusammenarbeit, auf neue Ideen und Projekte. Eine Offenheit ist aber nicht nur «intern» wichtig, sondern auch extern. Für die Erweiterung unserer Aufgaben müssen auch unsere Partnerinnen und Partner sowie jene des IFES IPES offen sein.

Interview mit Urs Ottiger, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim IFES IPES

Interview: Marcel Santschi

Urs Ottiger

Urs Ottiger, du evaluierst seit 16 Jahren bei IFES IPES Schulen auf der Sekundarstufe II. Was zeichnet eine gute Schule aus?

Um Antworten auf diese Frage zu erhalten, sind einerseits die Forschungsergebnisse der vergangenen zwanzig Jahre zu Schul- und Unterrichtsqualität zu berücksichtigen, andererseits definiert jede Schule im Rahmen ihres (pädagogischen) Leitbildes oder eines detaillierteren Qualitätsleitbildes selbst, was sie unter einer guten Schule versteht. Eine gute Schule ist in dieser Leseart eine, die ihre eigenen Ansprüche an die Qualität von Schule und Unterricht bestmöglich erfüllt. Aber es gibt vielleicht auch eine einfachere Art, die Frage zu beantworten: Eine gute Schule ist ein Ort des Lernens, an dem alle Beteiligten dazu beitragen, dass junge Menschen dazu befähigt werden, ausgehend von dem Potential, das sie mitbringen, auf ihr Leben in der Gesellschaft bestmöglich vorbereitet zu werden und ihren Beitrag zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme zu leisten. Schliesslich kann eine gute Schule nur dann eine gute Schule sein, wenn die Gesellschaft, in der sie als Subsystem fungiert, ebenfalls an diesem Anspruch ausgerichtet ist. Dieser Aspekt beleuchtet meinen soziologischen Zugang zu Fragen der Schul- und Unterrichtsqualität.

Was sind die Herausforderungen in deiner Aufgabe?

Die Herausforderung besteht bei jeder externen Evaluation in der Frage, ob es gelingt, mit den Akteurinnen und Akteurenen der Schule (Schulleitung, Q-Verantwortliche, Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler, Administratives Personal, Schulkommission) einen Resonanzraum (Hartmut Rosa) zu bilden, der eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ermöglicht, in der wertschätzend kritische Rückmeldungen zu Dimensionen der Schul- und Unterrichtsqualität von der Schulgemeinschaft entgegengenommen werden können.

Seit März 2021 hast du ein Teilpensum bei ZEM CES. Welches sind deine Aufgaben im Zusammenhang mit diesem Pensum?

Einer meiner Schwerpunkte liegt im Erarbeiten eines Konzepts zum kombinierten Arbeiten zwischen Home-Office und Präsenz am ZEM CES in Bern und Zürich. Ein zweiter Schwerpunkt betrifft die Auseinandersetzung mit Fragen der Digitalität und des Bildungssystems.

Gibt es Chancen oder auch Herausforderungen darin, dass die Evaluationen künftig unter dem Namen ZEM CES angeboten werden?

In der Zusammenführung von ZEM CES und IFES IPES sehe ich sowohl für die Evaluationen als auch für die weiteren Produkte von IFES IPES ausschliesslich Entwicklungschancen: Eine wichtige Voraussetzung für die Qualität der IFES-Produkte liegt im Umstand, dass wir diese im Austausch mit verschiedenen Personen und Instanzen regelmässig kritisch beurteilen und weiterentwickeln. Durch den Umstand, dass wir nach der Zusammenführung auch intern über mehr Personen verfügen, die sich an diesem gemeinsamen Reflexionsprozess beteiligen können, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Produkte (und die Prozesse) an Qualität dazugewinnen.

Was ist dir bei der Integration der Leistungen von IFES IPES ins ZEM CES persönlich wichtig?

Mir persönlich ist der wertschätzende, offene, selbstkritische und entwicklungsorientierte Aspekt unserer Zusammenarbeit im Kernteam von IFES IPES, aber auch in der Zusammenarbeit mit dem Pool von Evaluationsfachpersonen sehr wichtig. Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Grundpfeiler auch für die Kultur des «neuen ZEM CES» zentral sein werden.

Wechselst du deinen Arbeitsplatz nach Bern?

Bern gefällt mir sehr gut, auch das flexible Arbeiten unterwegs bereitet mir keine Mühe. Seit März 2021 teile ich einen Arbeitsplatz am ZEM CES und bin in der Regel jede zweite Woche im Büro an der Seilerstrasse. Ich kann mir gut vorstellen, auch in Zukunft an mehreren Orten flexibel zu arbeiten.